Bernd Zimmer

Bernd Zimmer, Reflex
2012, Farbholzschnitt

Heinz Höfchen
Namib, Kosmos und Reflexe
Bemerkungen zu Bernd Zimmers neuen Holzschnitten

Auf den Maler und Holzschneider Bernd Zimmer trifft eine kaum mehr gebräuchliche, sehr spezifische Bezeichnung zu: Er ist ein Peintre-graveur, in einem heutigen Sinn ein Künstler, dessen malerisches Werk gleichwertig neben seiner graphischen Arbeit steht, der seine druckgraphischen Bildideen eigenverantwortlich umsetzt und sie vor allem selbst dem Holz mitteilt. Mittlerweile liegen zwei opulente Bände des Werkverzeichnisses seiner Holzschnitte vor, und legen Zeugnis ab von einer bereits knapp drei Dezennien währenden Auseinandersetzung mit Holzschnitt und Holzdruck. Die weit über 500 Nummern des Werkverzeichnisses zeigen allein schon von Umfang und Dauer der Beschäftigung her eine beeindruckende Kontinuität und Konsequenz und Hingabe an ein faszinierendes Medium.

Das Hochdruckverfahren Holzschnitt ist die älteste druckgraphische Technik überhaupt und dabei gleichzeitig das für zeitgenössische Künstler vielleicht interessanteste Verfahren: die Unmittelbarkeit des Ausdrucks kommt spontaner Gestaltung und Umsetzung außerordentlich entgegen. Durch den Werkstoff Holz ist – anders als bei Metallplatte und Stein in Radierung und Lithographie – auch eine natürliche, aus sich selbst sprechende Grundlage vorhanden, die nicht durch chemische Eingriffe oder Bearbeitungen konfektioniert werden muss.

Das 20. Jahrhundert – und das zeigt sich von der Rückschau bis heute immer mehr – ist ein Jahrhundert des Holzschnitts in der deutschen Kunst. Diese originaldruckgraphische Technik hat seit dem Auftreten des Expressionismus mit der Künstlergemeinschaft Brücke eine durchgehende Tradition bis zur Gegen- wart. Es ist dabei sicher nicht übertrieben, von einer zweiten Blütezeit des Holzschnitts nach dem frühen Höhepunkt in der Dürerzeit zu sprechen. Und natürlich sind auch die herausragenden Holzschnitte Bernd Zimmers Teil dieser großartigen Tradition. Denn natürlich ist Zimmer seit jeher Expressionist: Schlag- worte zur Benennung seiner Position wie wilde und heftige Malerei klangen schon immer nach neu durchgefärbter modischer Benennung im Zeitgeist der 80er Jahre. Klarer jedenfalls ist die deutliche Definition als expressive Kunst, verstanden aus der Einsicht heraus, dass die Abfolge der stilistischen Entwicklung deutscher Kunst im 20. Jahrhundert eine wesentlich expressive Traditionslinie hat. Die für Bernd Zimmers Holzschnitte wesentliche Traditionslinie führt eben von Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff über Heinz Kreutz und Hap Grieshaber zu ihm und den anderen wichtigen zeitgenössischen Vertretern des Holzschnitts wie Baselitz, Droese oder Kluge. (...)



Namib. Düne I, 2003, Farbholzschnitt
60,5 x 80,5 cm
Tal, 2001, Farbholzschnitt
29,5 x 22 cm
Düne. Restlicht, 2007, Farbholzschnitt
80,5 x 60 cm

Namib II, 2001, Farbholzschnitt
70,5 x 100 cm

Bernd Zimmer:

Von Paul Klee stammt die ironische Äußerung, daß die Malerei eine einfache Sache sei, es käme nur darauf an, die richtige Farbe an die richtige Stelle zu setzen.

Reflexion. Waldsee, 2010/13, Acryl/Leinwand
220 x 160 cm
WALD SPIEGEL WASSER, 2011
Künstlerbuch mit Originalfarbholzschnitten auf weißem Büttenpapier
72 Innenseiten + 8 Makulaturen
(Unikate) als Vor-/ Nachsatz mitgebunden
38,5 x 32,5 x 1,5 cm
Eine Bildserie kann die Ent- wicklungsschritte der eigenen Arbeit sichtbar machen und ermöglicht somit Erkenntnis.

Bernd Zimmer


Alles fließt (11), 2012
Farbholzschnitt, 61,5 x 41 cm

Alles fließt (8), 2012
Farbholzschnitt, 61,5 x 41 cm

Alles fließt (3), 2012
Farbholzschnitt, 61,5 x 41 cm

Alles fließt (4), 2012
Farbholzschnitt, 61,5 x 41 cm

Bernd Zimmer

BIOGRAFIE
1948 geboren in Planegg bei München
1968 - 1970 Lehre als Verlagsbuchhändler
1972 Reise nach Asien
1970 - 1975 Tätigkeit als grafischer Gestalter in verschiedenen Verlagen
1973 - 1979 Studium der Philosophie und Religionswissenschaften an der Freien Universität Berlin
1975/76 Reise nach Mexiko und in die USA; anschließend Aufnahme der kunstlerischen Arbeit als Maler
1977 Mitbegründer der Galerie am Moritzplatz in Berlin; erste Einzelausstellung FLUT, Galerie am Moritzplatz, Berlin
1979 Karl Schmidt-Rottluff Stipendium
1980 Ausstellung Heftige Malerei, Haus am Waldsee, Berlin
1981 Reise nach Indonesien
1982 - 1983 Villa Massimo Stipendium, Rom
1983 - 1984 Aufenthalt in Rom
1984 Ausstellung A Recent Survey of International Painting and Sculpture, The Museum of Modern Art, New York
1986 - 1987 Aufenthalt in Rapallo
1987 Ausstellung Berlinart 1961-1987, The Museum of Modern Art, New York/The Museum of Modern Art, San Francisco
1988 Ausstellung Refigured Painting. The German Image 1960-1988, Solomon R. Guggenheim Museum, New York
1990 Reise nach Indien
1991 Bezug des Ateliers in Monteventano/Emilia Romagna
1993 Erste Ausgabe des Künstlermagazins „PlantSÜDEN“ im Eigenverlag Reise nach Libyen
1994 JVerlegung des Ateliers von Polling nach Oberhausen/Oberbayern
1995 - 1996 Reise nach Polynesien
1996 Aufenthalt in Salerno; Entstehung erster Ton-Skulpturen
1996 - 999 Reisen nach Arizona, China, Namibia und Ägypten
2003 Ausstellung Obsessive Malerei, Museum fur neue Kunst, Karlsruhe
2003 - 2004 Reisen nach Russland, Syrien, Asien und Island
2007 Bezug eines weiteren Ateliers in Warthe/Uckermark
2010 Reise nach China
2011 Ausstellung 1/10 Sekunde vor der Warschauer Brücke, Berlinische Galerie

Reise nach Vietnam und Kambodscha
2012 Ausstellung Zweite Natur. Bilder 2006-2012, H2 – Zentrum für Gegenwartskunst, Augsburg
2013 Reise nach Chile
Lebt und arbeitet in Polling (Oberbayern), Monteventano (Italien) und Warthe (Uckermark)