Heinz Höfchen
Namib, Kosmos und Reflexe
Bemerkungen zu Bernd Zimmers neuen Holzschnitten
Auf den Maler und Holzschneider Bernd Zimmer trifft eine kaum mehr gebräuchliche, sehr spezifische Bezeichnung zu: Er ist ein Peintre-graveur, in einem heutigen Sinn ein Künstler, dessen malerisches Werk gleichwertig neben seiner graphischen Arbeit steht, der seine druckgraphischen Bildideen eigenverantwortlich umsetzt und sie vor allem selbst dem Holz mitteilt. Mittlerweile liegen zwei opulente Bände des Werkverzeichnisses seiner Holzschnitte vor, und legen Zeugnis ab von einer bereits knapp drei Dezennien währenden Auseinandersetzung mit Holzschnitt und Holzdruck. Die weit über 500 Nummern des Werkverzeichnisses zeigen allein schon von Umfang und Dauer der Beschäftigung her eine beeindruckende Kontinuität und Konsequenz und Hingabe an ein faszinierendes Medium.
Das Hochdruckverfahren Holzschnitt ist die älteste druckgraphische Technik überhaupt und dabei gleichzeitig das für zeitgenössische Künstler vielleicht interessanteste Verfahren: die Unmittelbarkeit des Ausdrucks kommt spontaner Gestaltung und Umsetzung außerordentlich entgegen. Durch den Werkstoff Holz ist – anders als bei Metallplatte und Stein in Radierung und Lithographie – auch eine natürliche, aus sich selbst sprechende Grundlage vorhanden, die nicht durch chemische Eingriffe oder Bearbeitungen konfektioniert werden muss.
Das 20. Jahrhundert – und das zeigt sich von der Rückschau bis heute immer mehr – ist ein Jahrhundert des Holzschnitts in der deutschen Kunst. Diese originaldruckgraphische Technik hat seit dem Auftreten des Expressionismus mit der Künstlergemeinschaft Brücke eine durchgehende Tradition bis zur Gegen- wart. Es ist dabei sicher nicht übertrieben, von einer zweiten Blütezeit des Holzschnitts nach dem frühen Höhepunkt in der Dürerzeit zu sprechen. Und natürlich sind auch die herausragenden Holzschnitte Bernd Zimmers Teil dieser großartigen Tradition. Denn natürlich ist Zimmer seit jeher Expressionist: Schlag- worte zur Benennung seiner Position wie wilde und heftige Malerei klangen schon immer nach neu durchgefärbter modischer Benennung im Zeitgeist der 80er Jahre. Klarer jedenfalls ist die deutliche Definition als expressive Kunst, verstanden aus der Einsicht heraus, dass die Abfolge der stilistischen Entwicklung deutscher Kunst im 20. Jahrhundert eine wesentlich expressive Traditionslinie hat. Die für Bernd Zimmers Holzschnitte wesentliche Traditionslinie führt eben von Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff über Heinz Kreutz und Hap Grieshaber zu ihm und den anderen wichtigen zeitgenössischen Vertretern des Holzschnitts wie Baselitz, Droese oder Kluge. (...)
Namib. Düne I, 2003, Farbholzschnitt 60,5 x 80,5 cm |
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Tal, 2001, Farbholzschnitt
29,5 x 22 cm
Düne. Restlicht, 2007, Farbholzschnitt
80,5 x 60 cm |
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Namib II, 2001, Farbholzschnitt 70,5 x 100 cm |
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Bernd Zimmer: |
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Reflexion. Waldsee, 2010/13, Acryl/Leinwand 220 x 160 cm |
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WALD SPIEGEL WASSER, 2011
Künstlerbuch mit Originalfarbholzschnitten auf weißem Büttenpapier 72 Innenseiten + 8 Makulaturen (Unikate) als Vor-/ Nachsatz mitgebunden 38,5 x 32,5 x 1,5 cm |
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Eine Bildserie kann die Ent-
wicklungsschritte der eigenen
Arbeit sichtbar machen und
ermöglicht somit Erkenntnis.
Bernd Zimmer |
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Alles fließt (11), 2012 Farbholzschnitt, 61,5 x 41 cm Alles fließt (8), 2012 Farbholzschnitt, 61,5 x 41 cm Alles fließt (3), 2012 Farbholzschnitt, 61,5 x 41 cm Alles fließt (4), 2012 Farbholzschnitt, 61,5 x 41 cm |
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Bernd Zimmer BIOGRAFIE
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